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Foto Eric Tschernow  
Sportwald
Kunst am Bau
Foyer der sanierten Turnhalle, Grundschule Pusteblume, Hellersdorf, Berlin
2,98 x 6,03 n
2016





 

Konzeption


Kippen    Das Bild scheint seine Bildfläche zu verlassen und sich teilweise bereits ausserhalb des ihm zugewiesenen Ortes zu befinden. Das Bild stellt sich als wie von seiner Grundfläche weggezogen dar. Durch das „Wegziehen“ des Bildes nach links oben wird die weisse Wand der Grundfläche sichtbar, auf dem es sich eigentlich befinden müsste. Aufgrund dieser Bewegung kippt das Bild leicht nach rechts unten. Dadurch kippt auch entsprechend die gesamte Motivlage im Bild leicht nach rechts unten.

Motivlage    Im Vordergrund des Bildes befinden sich viele Sportgeräte, die sich nach und nach in den Wald zerstreuen. Bereits sehr tief im Wald befinden sich immer noch vereinzelt Sportgeräte. Eben dort tauchen einige fast versteckte Wildtiere des hiesigen Waldes auf.

Wald    Häufig werden im Sportunterricht Parcours mit der Einbindung vieler Sportgeräte gebaut, die die Kinder der Grundschulklassen unter einem Motto (z.B. Dschungel) körperlich erleben, dabei aber gleichzeitig entsprechend dem vorgegebenen Motto imaginieren (z.B. Seile als Lianen im Dschungel). In diesem Sinne wird im vorliegenden Bild der Parcours nach dem Motto „Wald“ gebaut. Dabei ist der Wald nicht nur imaginativ vorstellbar, sondern beim Gang durch den Parcours im Bild verlässt man nach und nach den Wald aus Sportgeräten und der richtige Wald tritt in den Vordergrund.

Ort    Hellersdorf hat laut dem Berliner Sozialindex einen sehr schweren Stand. Nach der Sichtung der Wand am 22.01.2016 war es ein Einfaches in nur 300 m Entfernung die Stadt Berlin gänzlich zu verlassen und unmittelbar auf einem offenen Feld zu gelangen, wo sich gleich 200 Schafe befanden. Gleich dahinter fand sich ein Wald worin es leicht möglich war etliche Rehe zu sichten. Ganz im Gegensatz zum Rang im Sozialindex hat Hellersdorf etwas besonders Schönes vorzuweisen, eben das was viele Berliner vermissen und oft gar nicht mehr kennen: die Natur direkt vor der Tür. Um diese aufzurufen, wurde die vorliegende Motivlage gewählt. Auf diese Weise gelangt man aus dem Ortszusammenhang der Turnhalle hinaus in die naheliegende Natur. Tatsächlich zeigt die Bildwand genau in die Richtung des vor Hellersdorf liegenden Waldes.

Raum     Beim Gang durch den Foyerraum werden unweigerlich verschiedene Abstände zum Bild eingenommen, bis man den Raum durch die Seitentüren verlässt. Das Bild operiert stark mit dem Abstand, den man zu ihm einnimmt. Man ahnt von weitem nur, was aus der Nähe sichtbar sein könnte. Immer andere Details werden aus verschiedenen Abständen sichtbar (siehe beispielhafte Detailabbildung). Von Eingang bis zum Verlassen des Foyerraums durch die Seitentüren ergeben sich verschiedene Zoomstufen der Betrachtung. Auf diese Weise führen die Bilder durch den Raum, indem sie verschiedene Abstände des Betrachters durch den Kontrast aus Detail und gesamtem Bild provozieren. Das Lichtthema des Lichtschachts wird durch eine eigene Lichtführung im Bild aufgenommen und entlang der eigenen Bildlogik fortgeführt.

Digitalität     Die digitale Struktur der bildnerischen Vorlage wird deutlich erkennbar gemacht. Pixelstrukturen und Vektorisierungen werden je nach Abstand deutlich sichtbar, wodurch das Motiv in seine Teile zerfällt und sich als digitale Struktur zeigt. Damit ist angedeutet, dass die Generationen, die zwischenzeitlich durch diese Schule gehen bereits „Digital Natives“ sind. Die Bildsprache dieser Generation wird aufgenommen und ihre scheinbare Oberfläche in Frage gestellt. Dadurch wird aufgeklärt, dass den digitalen Oberflächen Strukturen zu Grunde liegen, auf die man Einfluss nehmen kann, weil sie gerade nicht die Glätte haben, an der man so leicht abrutscht in einen passiven Konsum.

Transfer     Das Bild wird digital gebaut, ausgedruckt und dann mittels eines selbst entwickelten Verfahrens vom Ausdruck auf die Bildfläche transferiert. Mit der Entwicklung dieses Transferverfahrens (Abklatschtechnik) ist es möglich Inkjetfarbe vom Ausdruck ohne Papier direkt auf verschiedenste Träger wie auch Wände zu übertragen. Das Verfahren ist sehr erprobt und wird schon seit zehn Jahren an sehr grossen Wandflächen praktiziert. Es eröffnet neue maltechnische Möglichkeiten, u.a. sogenannte Übertragungsfehler einzubauen, also Stellen, an denen der Transfer nicht funktioniert (helle Ausbrüche in den Bilddarstellungen). Diese „Fehler“ geben der Malerei den Eindruck einer sofortigen Patina. Die Übertragungsfehler sind in ihrer Intensität und Verortung im Bild genau steuerbar und werden als solche für das Bild eingesetzt. Die Sportgeräte werden nur sehr wenig Patina erhalten, der Wald etwas mehr.

Malerei Bereits unter diese Transferschicht und im Anschluss auch darüber wird manuell mit konventioneller Farbe gemalt. So ist es möglich digitale Grafik und manuelle Malerei in ganz neuer Weise zu kombinieren. Aufgrund des durchsichtigen Farbauftrags der analogen und digitalen Schichten addieren sich die Farbwirkungen zu einer lasierenden Malerei.

Materialangaben     Acrylfarbe, Pigmenttinte auf Wand.