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Foto Eric Tschernow  
serververse - reverse
Städtische Galerie Waldkraiburg
Acrylic, pigment ink on wall
3 x 23,2 m
2014

 
   
   

Waldkraiburg ist eine Stadt in Südbayern, die erst nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Zuvor war Waldkraiburg das gleichnamige Waldgebiet in dem eine Pulverfabrik versteckt lag. Diese Fabrik wurde von den Alliierten zerstört. Im Wald der Nachbargemeinde befand sich ein Werk für den Düsenjet Me 262 im Aufbau, der die Wende im Krieg bringen sollte. Daran angeschlossen war ein umfangreiches Konzentrationslager, dessen Häftlinge als Arbeitssklaven dienten. Durch die Vertreibung und Umsiedlung nach dem Krieg u.a. der in den Sudeten (Mittelgebirge) lebenden Personen aus dem heutigen Tschechien gelangten einige der Bewohner der Sudeten nach Waldkraiburg und hausten dort zunächst in den Ruinen der Pulverfabrik. Nach und nach entstand aus den Ruinen die heutige Stadt Waldkraiburg, oft noch auf den Grundrissen der einstigen Pulverfabrik. So sehr sich die Stadtbewohner auch den neuen Gegebenheiten angepasst haben und zudem wirtschaftlich und kulturell sehr erfolgreich agieren, sind sie bis heute nicht vollständig in der Umgebung akzeptiert.

In der Ausstellung wurden Malereien auf Leinwand und ein grosses Wandbild gezeigt. Diese raum- und ortsspezifische Malereiinstallation verlief entlang dreier Wände über zwei Ecken hinweg. Wie durch ein Versehen erschien das Wandbild schräg auf der Wand, als ob es abgerutscht wäre. Aus verschiedenen Blickwinkeln war es möglich alle drei oder auch nur zwei Seiten zu sehen. Bei nahem Herantreten, um die Details und Motive genauer zu erkennen, konnte man allerdings nur zwei Seiten gleichzeitig betrachten. Dadurch änderte sich das Bild in seiner Erscheinung sehr stark je nach Betrachtungsort.

Im Wandbild wurden typische Landschaften und markante Gebäude aus den Sudeten ineinander verwoben. Durch die Bildung einer stark patinaartigen Oberfläche waren diese Motive teilweise nur noch schwer erkennbar. Auf diese Weise wurde die nur noch lückenhaft vorhandene Erinnerung einzelner Personen, als auch die kollektive Erinnerung der Stadt an ihre Herkunft aus den Sudeten thematisiert. Wenngleich diese Erinnerung inzwischen stark überlagert wird durch neue Eindrücke, scheint sie doch nach wie vor im Hintergrund eine grundlegende Rolle zu spielen als idenditätsstiftend als auch als disintegrativ bei der Akzeptanz in der Nachbarschaft.